Wie hoch ist die Emission von Treibhausgasen allein durch unsere Art der Ernährung? Dies war eine der Kernfragen im Rahmen eines Projekts an der Universität für Bodenkultur in Wien. Außerdem wurde erhoben, welchen Einfluss die unterschiedlichen Ernährungsweisen auf den Klimawandel und Flächeninanspruchnahme in Österreich und in Übersee haben.
Du bist was du isst, so lautet ein altbekanntes Sprichwort. Doch inzwischen ist klar, dass wir durch unsere Ernährung nicht nur auf unsere Gesundheit Einfluss nehmen, sondern damit auch große Auswirkungen auf den Klimawandel, die Biodiversität sowie die Nutzung der weltweit vorhandenen Ressourcen einhergehen. Der hohe Fleischkonsum in Österreich bringt neben dem bekannten Kritikpunkt der Massentierhaltung vor allem auch einen erhöhten Ausstoß von Treibgasen mit sich. Doch die Folgen reichen weiter.
Um die hohe Nachfrage nach Fleisch überhaupt bedienen sowie einen wirtschaftlich ertragreichen Betrieb aufrechterhalten zu können, greifen noch immer viele Landwirte auf möglichst günstige Futterquellen zurück. Diese stammen meist aus Anbauregionen in Übersee. Soja- und Palmölplantagen in Südamerika gelten beispielsweise als wichtigste Importquellen. Samt all der verheerenden Folgen, die die Rodungen des Regenwaldes zur Schaffung von Plantageflächen in Südamerika bzw. Südostasien bedingen. „Die Ernährung hat mit einem Anteil von 20-30% aller Treibhausgase einen großen Anteil an den klimarelevanten Emissionen in Österreich. Unser Ernährungsverhalten hat ebenso einen Einfluss auf den Landverbrauch und damit auch auf die Ernährungssicherheit“, sagt Martin Schlatzer.

Vier Ernährungsformen und ihre Folgen
Martin Schlatzer und Thomas Lindenthal vom Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit der BOKU, haben in Kooperation mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Österreich) berechnet, wie sich vier unterschiedliche Ernährungsweisen auf die Treibhausgas (THG)-Emissionen und den Bodenverbrauch auswirken. Die Österreicher lieben ihr Wiener Schnitzerl gleichermaßen wie den Tiroler Speck, was die Wissenschaft unter dem Begriff der OMNI IST Ernährungsform zusammenfasst. Sie beschreibt einen gegenwärtig sehr hohen Anteil an Fleisch- und Wursterzeugnissen. Allerdings ist der ökologische Fußabdruck dieser Liebe zum Fleisch durchaus borgniserregend und liegt zudem um knapp 70% über der von der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) empfohlenen Menge an Fleischerzeugnissen pro Woche. Orientiert man sich an dieser Empfehlung und greift seltener zu Fleisch- und Wurstprodukten, könnte der THG Ausstoß um 28% reduziert werden.
Wer sich vegetarisch ernährt und zusätzlich zu Erzeugnissen tierischer Herkunft bei gleichzeitigem Verzicht auf Fleisch- und Wurstwaren greift, also auch Milchprodukte und Eier konsumiert, kann eine Treibhausgasreduktion von fast 50% für sich verbuchen. Am effektivsten ist laut Studie die vegane Form der Ernährung. Doch schon eine bewusste Kaufentscheidung für Produkte aus biologischer Landwirtschaft, würde eine deutliche Verbesserung und Reduktion um über 40% bedeuten.
Bewusst gesündere Ernährung spart auch Flächen
Ähnlich eklatant würde sich eine Reduktion von Fleisch- und Wurstwaren auf den Flächenverbraucht auswirken. So ließen sich durch eine Umstellung auf vegetarische Ernährung ohne Verzicht auf Milch- und Eierzeugnisse rund 42% der benötigten Flächen einsparen.
Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass bei einer Reduktion des gegenwärtigen Fleischkonsums um nur etwas über 30% ausreichend Flächen frei werden würden, um die bisher nötige Importmenge an Sojafuttermittel sowie Palmöl durch den Anbau von Soja, Raps und Sonnenblume in Österreich zu ersetzen. Lindenthal: „Durch den verstärkten Umstieg auf pflanzliche Ernährungsweisen können landwirtschaftliche Nutzflächen in hohem Maße eingespart werden, vor allem dort, wo die Nutztiere Nahrungskonkurrenten für den Menschen sind. Ein solcher Umstieg wird insbesondere für die Zukunft hinsichtlich Krisenrobustheit und Ernährungssicherheit sehr bedeutsam werden. Zudem würde ein solcher nachhaltiger Ernährungsstil auch bei großflächiger biologischer Landwirtschaft die Ernährung bei weitem sicherstellen.“