Zunächst kann man sich unter dem abstrakten Begriff „Eigenbluttherapie“ vermutlich nicht sehr viel vorstellen. Es mag vielleicht sogar etwas abschreckend klingen. Doch so seltsam die Eigenbluttherapie klingen mag, so erfolgreich wird sie beispielsweise in der alternativen Behandlung von Allergien oder generell zur Regulierung des Immunsystems eingesetzt.
Andrea Sommer ist 32 Jahre alt und grundsätzlich gesund. Sie leidet allerdings seit ihrer Kindheit an einer hartnäckigen Pollenallergie. Sowie die Tage länger werden und der Frühling naht, macht sich die Zeit des Pollenflugs bei ihr durch eine schwere, äußerst belastende Allergie vor allem auf Erlen und Haseln bemerkbar. Die Schleimhäute der Nase schwellen an, zu ständigem Niesreiz gesellen sich geschwollene, gerötete Augen sowie in sehr intensiven Wochen auch eine unangenehme Bindehautentzündung. Jahrelang wusste sie sich nicht anders zu helfen, als die von ihrem Hausarzt verordneten alljährlichen Kortisonspritzen gegen ihre Allergie in Anspruch zu nehmen.
Überreaktion des Immunsystems
Ursache der Pollenallergie ist ein übermäßig auf unterschiedliche Pollen reagierendes Immunsystem. Damit genau dies nicht passiert und damit die lästigen und oft sehr belastenden Symptome einer Pollenallergie ausbleiben, wird das Immunsystem durch die Kortisonspritzen sehr drastisch heruntergefahren. Zahlreiche Fachgesellschaften empfehlen diese Form der Behandlung aufgrund möglicher Nebenwirkungen und Langzeitfolgen wie Diabetes oder auch Funktionsstörungen der Nebennierenrinde schon lange nicht mehr.
Schonend und nebenwirkungsfrei
Wesentlich schonender und langfristig erfolgversprechend ist dagegen die gezielte Stimulation des Immunsystems durch die Eigenbluttherapie. Dazu wird dem Allergiker Vollblut abgenommen, welches meist mit einer Trägerlösung in Form von Alkohol in unterschiedlichen Verdünnungen zu einer sogenannten Eigenblut-Nosode hergestellt wird. Die Therapie erstreckt sich über mehrere Wochen, innerhalb derer der Anteil des Eigenblutes und damit der allergieauslösenden Bestandteile konstant reduziert wird. In der Homöopathie werden diese aus der Ausgangslösung hergestellten Verdünnungen Potenzen genannt. So erhält das Immunsystem die Möglichkeit, sich langsam auf den Reiz einzustellen und eine passende Immunantwort zu entwickeln.
Symptomfrei
Im Fall von Frau Sommer bedeutet das nach Abschluss ihrer Eigenbluttherapie im Herbst 2019 seither frei von allergischen Reaktionen auf jegliche Art von Pollen zu sein. „Als der Frühling 2020 fast schon zu Ende war, fiel mir erst auf, dass wir Ende Mai hatten und ich weder die Allergiespritzen brauchte, noch sonst unter den altbekannten Symptomen zu leiden hatte. Ich konnte ehrlich gesagt kaum glauben, dass es so wirkte aber da mein Mann gleichzeitig mit mir die Eigenbluttherapie im September 2019 begonnen hatte und ebenso weder unter Schnupfen noch tränenden Augen litt, wussten wir, dass wir das tatsächlich der Therapie zu verdanken hatten. Das kann man sich nach zwanzig Jahren schwerer alljährlicher Allergie einfach kaum vorstellen.“
Doch nicht nur gegen Heuschnupfen leistet die Eigenbluttherapie gute Dienste. Sie stellt für jede Form pathologischer Immunreaktionen eine Möglichkeit der Reaktionsregulation dar. Sie trainiert das Immunsystem sozusagen, adäquat auf Reize zu reagieren, ohne dabei durch eine unangebrachte Überreaktion Allergien oder andere unerwünschte Folgen auszulösen. Auch bei Neurodermitis konnten Erfolge erzielt werden.
Leider gibt es aktuell noch nicht sehr viele Studien, welche die Wirksamkeit belegen, was Kritiker alternativer Heilmethoden gerne zum Anlass nehmen, die Wirksamkeit in Abrede zu stellen. Klinische Studien vor allem die Behandlung von Neurodermitis oder auch chronischer Urtikaria (Nesselsucht) betreffend bestätigen die positiven Erfahrungen zahlreicher Ärzte und Therapeuten jedoch.